In dem Leben vor ME/CFS waren wir u.a. Redakteur(in), Buchhalter(in), Assistent(in) der Geschäftsleitung und jetzt? ME/CFS Betroffene kommen sich manchmal vor als wären sie „Analphabeten“. Das einfachste Wort fällt ihnen nicht mehr ein, geschweige denn wie man dies schreibt. Unterhaltungen können sie meist nicht mehr folgen und im Kopf ist nicht mal mehr Platz für Fragezeichen, geschweige denn für ein Gedächtnis.
Früher gefühlt 100 Telefonnummern im Kopf und heute die Frage nach dem Schlüssel, den man noch vor 2 Minuten in der Hand hatte. Die Suche nach dem Ladekabel vom Handy, wo man nach kurzer Zeit feststellt, dass es ja am Handy ist. Das Essen im Ofen, um eine Stunde später festzustellen, dass man diesen gar nicht angestellt hat. Der Termin beim Arzt, wo man nicht mehr weiß, was man dort eigentlich wollte bzw. von der ganzen Situation komplett überfordert ist.
Für ME/CFS Betroffene ist auch dieser Umstand unendlich schwer, denn es ist schon schwer, nicht mehr so körperlich aktiv zu sein wie, vor dieser Erkrankung, aber dann noch feststellen zu müssen, dass eben auch der Kopf so häufig streikt, macht wütend und auch traurig. Dennoch sollten wir auch da versuchen, das Positive daraus zu ziehen, für uns ganz alleine und wenn es am Ende des Tages nur ein Lachen darüber ist, dass man seine langgesuchte Brille im Kühlschrank gefunden hat.