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Freitag, 10 September 2021 12:24

Meine Fatigue der Kater

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Text von Anni Conrad, mild betroffen

 

Meine Fatigue ist wie ein großer, verspielter und mitunter auch sehr egoistischer, gutmütiger Kater, der am liebsten ständig meine Aufmerksamkeit hätte. Ich glaube, er ist noch jung, ich habe ihn erst seit ein paar Monaten.

Meistens begnügt er sich mit ein paar Streicheleinheiten und einigen lieben Worten, oft will er auch für eine halbe Stunde auf meinen Schoß, um dort dann ausgiebig gestreichelt und umsorgt zu werden.

Manchmal reicht das nicht und ich muss mich länger und aktiver mit ihm beschäftigen, sonst kommt er auf dumme Gedanken. Er springt dann beispielsweise auf den Frühstückstisch und haut mir das Brötchen aus der Hand oder er grätscht mir beim Gehen seine Pfote zwischen die Beine und lässt mich stolpern.

Vorgestern saß er auch einfach nur laut maunzend am Beckenrand und hatte seinen Spaß daran, mich immer wieder zu schubsen.

So macht auch "Aktivgruppe Schwimmbad" keinen wirklichen Spaß. Jedenfalls nicht für mich, der Kater und auch die eine oder andere Teilnehmerin mussten schmunzeln...

Manches Mal, wenn ich mich nicht genug um ihn gekümmert habe (und manchmal auch "einfach nur so"), fällt er mich regelrecht an, hängt sich wie ein großer schwerer Mantel um meine Schultern und legt seinen schweren Schädel laut schnurrend auf meinen Kopf. Mir bleibt dann nichts anderes übrig, als mich hinzulegen und diese "Kampfkuschelattacke" auszuhalten. Der Kater macht sich dann so lang und schwer, dass ich unter ihm schier verschwinde.

Er genießt das und schnurrt noch lauter, mir dröhnt dann der Kopf.

Meistens schläft er nach ein paar Stunden ein und ich kann ihn vorsichtig zur Seite schieben, aufstehen und etwas essen oder trinken. Leise muss ich sein und auch am besten die Vorhänge noch geschlossen lassen. Weit weg gehen oder gar das Haus verlassen, das kann ich nicht - das merkt er sofort und holt mich gleich wieder ein.

Katzen können sehr egoistisch sein!

Zurzeit liege ich im Bett, der Kater brummelt zufrieden neben mir und tapst immer wieder im Schlaf nach mir. Er hat es wieder einmal geschafft, dass ich meine ganze Aufmerksamkeit ihm widme - alle Termine sind abgesagt und die für morgen stehen mit Fragezeichen.

Er hat aber eben auch Recht.

Oben schrieb ich, dass der Kater gutmütig ist. Er passt auf mich auf und er beobachtet genau, wann meine Energiekurve ins Straucheln gerät.

Ich bin seit einer Woche auf Reha und habe hier schon viel zu viel Energie verbraucht.

Adrenalin, welches bei Stress und Anspannung freigesetzt wird und den sogenannten "Überlebensmodus" startet, verhindert, dass ich die Grenzen meines Körpers erkenne - mein "Fatigue-Kater" lässt sich davon jedoch nicht täuschen, er passt auf mich auf und fordert Pausen - nötigenfalls eben auch mit Gewalt.

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Anni Conrad
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