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Donnerstag, 17 März 2022 11:09

"Kokon" von Inga Ewert

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Sag mir, woher nehm ich den Mut
Zu denken: "irgendwann wird's schon wieder gut"?
Wo doch das Fühlen jeden Tag
Mir was völlig andres sagt.

 

Wie oft hör ich: "Nicht aufgeben, bloß nicht verzagen!"
Und jedes Mal möcht ich mein Gegenüber dann fragen:

Würdest du das selbe auch noch zu mir sagen,
Hättest DU mein Schicksal einige Tage getragen
Wo Schmerzen und Schwäche dich plagen
Wenn an zwei Händen abzuzählen, in einem Jahr die guten Tage...

Seele und Geist, lebendig wie bei einem Kind
In einem kranken Körper gefangen sind

Wenn man sich nicht mehr erinnern kann
Das letzte Mal schmerzfrei, das war wann?

Wenn sogar die Erinnerung an Kraft langsam weicht
Vom guten Leben nur noch Sehnsucht bleibt

Wie lang würdest Du's ertragen
Wenn es immer so wär, Tage, Monate, Jahre

Wie soll das gehen, da Hoffnung zu fassen
Und den schweren Kopf nicht hängen zu lassen

Ich sage dir, ich träume davon
Wie ne Raupe zu kriechen in einem Kokon
Mich einzuwickeln, und oben in den höchsten Bäumen
Schmerzfrei in himmlischer Ruhe zu träumen
Bis eines Tages die Sonne mich weckt
Das, was nun Neues in der Verpuppung steckt
Die frisch gewachsenen Flügel gereckt
Und kräftige Glieder entdeckt

Die alte Hülle lass ich zurück
Und erfahr in überschäumendem Glück
Es war alles nur ein böser Traum
Ich erheb mich beschwingt von meinem Baum
Ich breite die schillernden Schwingen
Und höre mich selbst glücklich singen

Du, halt ein, bevor ein Urteil gefällt
Denn du weißt nie, was jemanden wirklich quält
Und fallen dir keine Worte ein
Ein gütiges Lächeln kann kraftvoller sein.

Gelesen 1079 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 17 März 2022 11:09
Inga Ewert

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