Haben Hormone einen Einfluss auf die Erkrankung? Oder können diese sie sogar auslösen?
José Montoya ist Infektionsforscher und Professor an der Stanford Universität in Kalifornien. Er vermutet, dass auch Hormone eine Rolle in der Entstehung der Krankheit spielen können: "Wir wissen, dass es einem Drittel der Frauen, die mit ME/CFS schwanger werden, besser geht. Ein Drittel bemerkt keine Veränderung und einem Drittel geht es während der Schwangerschaft schlechter.
Und während einer Schwangerschaft gibt es ja starke Hormonveränderungen." Dazu hat er nun eine Studie aufgesetzt und hofft, bald belastbare Ergebnisse vorzeigen zu können.
Quelle: BR - „Chronisches Erschöpfungssyndrom/Myalgische Enzephalomyelitis - Wenn die Grippe einfach nicht weggeht“
Ist ME/CFS vererbbar?
ME/CFS ist keine Erbkrankheit. Sie wird nicht durch ein bestimmtes Gen eines erkranktes Elternteils an die Kinder weitergegeben. Dennoch tritt in manchen Familien ME/CFS gehäuft auf. Es gibt beispielsweise Familien, in denen die Mutter sowie ihre Kinder an ME/CFS erkrankt sind, oder in denen zwar die Eltern gesund sind, aber alle Geschwisterkinder erkranken – ebenso gibt es aber zahlreiche Familien mit nur einem einzigen an ME/CFS erkrankten Mitglied. Die in einigen, jedoch nicht in allen Familien vorkommende Häufung von ME/CFS lässt vermuten, dass eine genetische Disposition das Ausbrechen einer ME/CFS-Erkrankung zumindest begünstigen kann.
Quelle: https://www.me-information.de/faq/
Erfahrungen einer an ME/CFS erkrankten Mutter:
„Durch die Schwangerschaft hat sich nach der Geburt mein Zustand verschlechtert. Die Symptome sind dadurch schlimmer geworden, vergleichbar mit einem MS Schub nach einer Schwangerschaft. Unerklärliche Fieberschübe fingen an, ich konnte nichts mehr essen, mir war schwindelig und irgendwann hatte ich keine Kraft mehr für irgendetwas. Zu der Zeit kannte ich ME/CFS nicht, was dazu führte, dass ich in die Psychiatrie gebracht wurde.
Ich dachte zu dem Zeitpunkt auch, meine Hormone spielen verrückt., weil die Schwangerschaft zu Ende war. Die "Aufgabe" war nicht zu bewältigen körperlich, bzw. wäre nur mit einem liebevollen Partner zu bewältigen gewesen. Ich konnte zwar nach dem Baby schauen, aber nach mir selbst nicht mehr. Meine Kraft hat dafür nicht mehr gereicht.
Aufgrund meiner Erkrankung kann ich grundsätzlich keine Ausflüge mit den Kindern machen, die Kleinen nicht selbst in den Kindergarten bringen und abholen. Spielen können wir hauptsächlich auf dem Sofa. Gemeinschaftliches Essen am Esstisch ist nicht immer möglich, weil ich oft nicht für längere Zeit am Tisch sitzen kann.
Für mich persönlich ist es eben ganz anders, als es sonst bei Gesunden ist. Aber das ist schon fast immer so, denn mir geht es ja schon lange körperlich nicht gut. Deshalb kann ich keine selbst erfahrenen Vergleiche ziehen.
Es ist komplett anders, aber dennoch nicht "schlechter" für die Kinder, denke ich. Es sei denn, mir geht es so schlecht, dass mir auch die Reize durch die Kinder zu viel sind.
Ich persönlich würde nicht abraten, ein Kind zu bekommen. Aber dafür muss das Umfeld stimmen. Denn man weiß nicht, wie sehr sich der Zustand verschlechtert. Es muss gewährleistet sein, dass andere nach dem Baby schauen können und nach einem selbst.“
Bild: Claudia