In guten wie in schlechten Tagen haben mein Mann und ich uns versprochen. Das schlechte Tage so aussehen werden, haben wir uns nicht vorstellen können. Keine Energie, manchmal für ein bisschen mehr als das Notwendige, aber eigentlich nie genug für Zärtlichkeiten oder gar Sex. Und trotzdem trotze ich manchmal (eher selten) dieser Energielosigkeit, weil es etwas ist, was wir als Paar brauchen, brauchen um uns als solches nicht zu verlieren. Was ich auch als Frau brauche, um mich nicht vollends unzulänglich zu fühlen.
Würde mein Mann wissen, wie es wirklich in mir aussieht, wie massiv schwer es mir fällt auch nur einzelne zärtliche Aktivitäten zu machen, würde er es nicht mehr wollen. Da wäre er rigoros. Und so weiß er es nicht. Er soll es schließlich genießen und nicht noch ein schlechtes Gewissen haben.
Letztens gab es eine Umfrage, was man als erstes machen würde, wenn man gesund wäre. Ganz ehrlich? Sex. So oft es geht, meinetwegen das Kamasutra rauf und runter – und dann einschlafen mit diesem einmaligen Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Schwere und doch verbunden mit einer Energiezufuhr, die durch den ganzen Körper geht. Dann durchschlafen und voller Energie am nächsten Morgen all die anderen Sachen machen, die ich vermisse. Sport, Joggen, Tanzen, Zumba etc.
ME/CFS nimmt einem vieles weg. Manchmal muss man sich ein Stück, mit diversen Einschränkungen und auch Rückschlägen, wieder zurückholen. Für einen selbst und manchmal auch für andere, die wir lieben."
Bild: Claudia