Bhupesh K. Prusty, PhD, ist der Gruppenleiter in der Abteilung für Mikrobiologie an der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg. In einem Tweed vom 29.05.2020 schrieb er: 

"When we told a virus infection can cause ME/CFS, it was immediatelly rejected. High ranking journals rejected the paper in 2 days as if the idea was a horrible one. But now everyone is excited to accept it. Irony of the nature."

Auf Deutsch
: Als wir sagten, dass eine Virusinfektion ME/CFS verursachen kann, wurde sie sofort abgelehnt. Hochrangige Fachzeitschriften lehnten die Arbeit innerhalb von 2 Tagen ab, als ob die Idee schrecklich wäre. Aber jetzt sind alle gespannt darauf, sie zu akzeptieren. Ironie der Natur.

Es gibt einen äußerst lesenswerten Kommentar dazu von Dr. Michael Stingl, einem Facharzt für Neurologie.


Das ganze Problem bei #mecfs, in einem Tweet.

Für das Thema besteht im Gesundheitssystem kein wesentliches Interesse, "ist eh nur psychisch". Wissenschaftliche Arbeiten dazu werden von den großen Journals nicht veröffentlicht, erscheinen daher in Journals der zweiten Reihe. Das führt dazu, dass die Ergebnisse nicht ernst genommen werden, "weil da gibt es ja keine Literatur dazu". Weil man damit nicht in den großen Journals publizieren kann, gehen junge Wissenschaftler*innen nicht in diese Richtung, sondern publizieren lieber die 100.000ste Studie zu Multipler Sklerose oder Parkinson.

Dadurch wird viel zu wenig über ME/CFS publiziert, es gibt viel zu wenig Geld für Forschung, weil man ja momentan mit der Therapie noch nichts verdienen kann.

Dabei wäre das für alle jene, die sich akademisch betätigen, so ein spannendes Feld, wo so vieles noch offen ist. Und für Pharmafirmen, so wie z.B. bei Multipler Sklerose, ein mittelfristig einträgliches Krankheitsbild, wenn man bei besserer Kenntnis der Vorgänge im Körper zielgerichtete Therapien entwickeln kann.

Ich hoffe sehr, dass es jetzt im Zuge von #covid19, wo plötzlich ein großer Fokus auf postviraler Erschöpfung liegt, zu einem Umdenken kommt. Und vielleicht mittelfristig auch zu einem Eingeständnis, dass man vielen Betroffenen in der Vergangenheit großes Unrecht getan hat.

Quelle: https://twitter.com/bhupeshprusty?lang=de
Quelle: Facebook-Beitrag vom 29. Mai 2020 von Dr. Michael Stingl - Facharzt für Neurologie